Franz Schubert (1797-1828): Winterreise
Gleich zweimal führte der Franz-Schubert-Chor sein Frühjahrskonzert 2013 auf: einmal in St. Marien Elmshorn, zum anderen in der bis auf den letzten Platz besetzten Kirche St. Trinitatis Altona. Geboten wurde Schuberts bekannter Liederzyklus „Die Winterreise“, wie man sie bisher selten gehört hat – in einer Fassung für Chor nämlich. Der musikalischen Klage des Wanderers, der seiner enttäuschten Liebe zu entfliehen versucht, antwortete Sprecher Hans-Christoph Michel mit Gedichten aus Heines Zyklus „Im Frühling“ – mal fröhlich, mal ironisch, mal verliebt-spielerisch. Mit freien Improvisationen griff der Chor Motive aus beiden Werken auf, verband sie, konterkarierte sie und ließ Sturm und Gewitter durch die Kirchenräume fegen. Ein Programm, das viele Facetten der Romantik zeigte – und vom Publikum mit reichlich Applaus untermalt wurde.
Franz Schubert | Winterreise (Fassung für Chor und Klavier von Thomas Hanelt)
Heinrich Heine | Neuer Frühling (Rezitation)
Chorimprovisationen
Beim Franz-Schubert-Chor wird es romantisch: Lindenbäume, Liebeslust und Liebesleid bekommen ihren Auftritt im diesjährigen Frühlingskonzert des Chores. Im Mittelpunkt des Programms steht Franz Schuberts „Winterreise“. Komponiert für eine einzelne Singstimme, wurde der Liederzyklus im Laufe der Zeit zur Lieblingsherausforderung klassischer Liedinterpreten. Der Franz-Schubert-Chor singt nun die bekanntesten Stücke der „Winterreise“ in einer erst 2010 entstandenen Chorfassung. Ungewohnt eindringlich erklingt so die Klage des Wanderers, der seiner enttäuschten Liebe zu entfliehen versucht und auf seinem Weg durchs Leben nichts als winterliche Kälte vorfindet.
Doch dem Einsamen antwortet eine andere Stimme, und diese erzählt von Liebe und Glück, von Blumen und Nachtigallen. Sie spricht aus Heinrich Heines Gedichtzyklus „Neuer Frühling“, den Rezitator Hans-Christoph Michel im Wechsel mit den Stücken der „Winterreise“ zu Gehör bringt. Zwei romantische Seelen, die eine frühlingshochjauchzend, die andere winterlich betrübt, halten ein Zwiegespräch. Aber erzählen sie wirklich von vollkommen unterschiedlichen Erfahrungen? Haben hier zwei Menschen unterschiedliche Lebenspfade eingeschlagen? Oder gehen sie zwar auf demselben gewundenen Lebens-Umweg, aber auf verschiedenen Teilstücken? Mündet nicht der Winter in den Frühling, und ist im Frühling der Herbst nicht schon angelegt?
Durch Chorimprovisationen verbindet der Franz-Schubert-Chor die beiden Werke miteinander, macht Gemeinsamkeiten und Unterschiede hörbar und lädt dazu ein, in romantischer Musik und Dichtung neue, aber vielleicht gar nicht so fremde (Zwischen-)Töne zu entdecken.
Franz-Schubert-Chor Hamburg
Rezitator: Hans-Christoph Michel
Klavier: Valeria Stab
Leitung: Christiane Hrasky