Henry Purcell (1659-1695): King Arthur
Romantische Seelen und Actionfans, Anglophile und Opernliebhaber kamen gleichermaßen auf ihre Kosten, als der Franz-Schubert-Chor zu seinem Herbstkonzert 2013 einlud. Henry Purcells Semi-Oper „King Arthur“ stand auf dem Programm, und das hieß: pralles Leben, in mitreißende Musik übersetzt.
Das Stück, eine einzigartige Mischung aus Sprechtheater und Barockoper, folgt den Kriegswirrungen und Liebesirrungen des legendären Königs Artus, englisch Arthur. Wenn er um das Reich Britannien kämpft, erschallen Schlachtgesänge mit Pauken und Trompeten. Wenn er seine Siege feiert, geht es reichlich feuchtfröhlich zu. Und wenn er als edler Ritter seine angebetete Emmeline vor dem Sachsenkönig Oswald rettet, dann weckt die Macht der Liebe sogar den Geist der Kälte aus seiner eisigen Erstarrung. Dessen Arie „The Cold Song“ genießt nicht nur unter Opernfans Kultstatus.
Der Franz-Schubert-Chor durfte in dieser halbkonzertanten Aufführung endlich einmal die Chorpodeste verlassen, um abwechselnd in die Rollen kriegerischer Horden, irrlichternder Geister und tändelnder Hirten zu schlüpfen. Mit eingängigen Melodien begleitete er die Liebesgeschichte zwischen Arthur und Emmeline. Wenn der Chor aber am Schluss gemeinsam mit der Liebesgöttin Venus das britische Königreich als lieblichste der Inseln pries, dann offenbarte er, worum es in diesem bunten Schauspiel die ganze Zeit auch ging: um Politik.
King Arthur wird als „British worthy“, als Inbegriff des britischen Helden präsentiert. Damit beschwören der englische Hofkomponist Henry Purcell und sein Librettist John Dryden Ende des 17. Jahrhunderts die nationale Einheit. Vor nicht allzu langer Zeit erst sind England und Schottland unter einer Krone vereinigt worden, doch zusammengewachsen sind sie noch längst nicht. Also bemühen die beiden Künstler die mittelalterliche Version der keltischen Sage um König Artus. Sie erfinden die britische Nation, indem sie ihr mit „King Arthur“ einen Gründungsmythos geben: ein Spektakel mit herzergreifender Liebeshandlung, markig-patriotischen Worten und der effektstarken Polyphonie der Barockzeit.
Mitwirkende:
Franz-Schubert-Chor Hamburg
Elbipolis Barockorchester Hamburg
Erzähler: Hans-Christoph Michel
Rebecca Lea – Sopran
Isobel Meyer-Davies – Mezzosopran
Mirko Ludwig – Tenor
Clemens Heidrich – Bariton
Regie: Antje König
Leitung: Christiane Hrasky