Franz Schubert (1797-1828): Messe in G-Dur
Pēteris Vasks (*1946): Dona Nobis Parcem
Martín Palmeri (*1965): Misa a Buenos Aires
Am 10. November 2012 führte der Franz-Schubert-Chor sein Herbstkonzert in der Laeiszhalle auf. Drei Vertonungen des lateinischen Messtextes (in einem Fall nur eines kleinen Teiles davon) standen auf dem Programm, die unterschiedlicher nicht hätten sein können: einmal klassischer Wohlklang von Franz Schubert, einmal beschwingter Tango von Martín Palmeri, einmal teils meditative, teils dringliche Friedensbitten von Pēteris Vasks. Am Schluss gab es großen Applaus und die Forderung nach Zugaben.
Eine klangvolle Vermessungsreise: Der Franz-Schubert-Chor schreitet mit seinem neuen Konzertprogramm die Bandbreite der lateinischen Messe ab. Auf der musikalischen Exkursion von der europäischen Romantik bis zum argentinischem Tango kommt es immer wieder zur Begegnung von Gegensätzen: Ein Achtzehnjähriger schreibt eine Messe, obwohl er seine Probleme mit der katholischen Geistlichkeit hat – vermessen! Ein Argentinier bringt einen „unzüchtigen“ Tanz von der Straße ausgerechnet in die Kirche – vermessen! Und ein Lette, der im 20. Jahrhundert die Unterdrückung durch den Sowjetkommunismus erlitten hat, kleidet seine Friedensbitte in anderthalb tausend Jahre alte Worte. Vermessen?
Die eingängigen Melodien von Franz Schuberts Messe in G-Dur lassen nicht ahnen, dass ihr gerade erst achtzehnjähriger Komponist (1797–1828) der Kirche und vor allem ihren Priestern durchaus kritisch gegenübersteht. Nur das gesungene Glaubensbekenntnis kürzt er um zwei entscheidende Sätze: den Glauben an die heilige katholische Kirche und den an die Auferstehung. Umso schwungvoller lässt Schubert den Chor dafür Gottes Lob anstimmen – direkt und ohne Umweg über eine geistliche Institution.
Pēteris Vasks (*1946) greift in seinem Dona nobis pacem lediglich den allerletzten Satz aus der lateinischen Messe heraus. Die wenigen Worte durchmisst der lettische Komponist in großen Klangbögen von Chor und Streichern, und bei jeder Wiederholung klingt die Bitte eindringlicher: Gib uns Frieden! Nach so viel Unfrieden, Krieg und Unterdrückung – gib uns endlich Frieden!
Martín Palmeri (*1965) lässt in der Misa a Buenos Aires den Messtext im Tango-Rhythmus wippen. Dabei rümpfte die argentinische Kirche vor nicht allzu langer Zeit noch die Nase über den Tanz der armen Einwanderer, der Prostituierten und Ganoven. Heute gehört der Tango zum Weltkulturerbe – und verleiht den altbekannten lateinischen Worten mit Bandoneonklängen und beschwingten Rhythmen tänzerische Lebensfreude.
Franz-Schubert-Chor Hamburg
KlassikPhilharmonie Hamburg
Jakob Neubauer – Bandoneon
Angela Umlauf – Sopran
Nicole Dellabona – Mezzosopran
Mirko Ludwig – Tenor
Konstantin Heintel – Bariton
Leitung: Christiane Hrasky